kirschsahneschnittchen

der vater verschwand links um die hausecke, obwohl der tisch noch reichlich gedeckt war. die pastetchen wärmten sich in der sonne, und die jogging-hose schlabberte um die knie. die lange häuserfront glänzte in der sonne und verstrahlte diesen unvergleichlichen charme der siebziger jahre. hier und da konnte man das kichern von kindern hören, man sah alte männer in unterhemden, die ihre plastikautos wuschen. alles sollte weg sein, wenn er wieder da wäre, so hatte er gesagt. die garage ganz hinten am stadtrand war viel verlockender, barg sie doch ein geheimnis, welches es so in dieser zeit gar nicht hätte geben dürfen. stunde um stunde verging mit dem süßen ignorieren der aufgaben. obwohl die gewissheit unangenehm nagte, konnte der gedanke an den tisch dort an der hausecke in der sonne mich nicht von dem verbotenen tun abhalten. der lange mantel verdeckte den blick auf die wirklichkeit, verhinderte jegliche einsicht. erst bei der rückkehr war da das bewusstsein, einen fehler gemacht zu haben, die einsicht, dass die aufgabe jetzt umso drohender vor einem liegt. während der vater den rücken zukehrte, wurde hastigst all das schöne auf dem tisch zusammengerafft. all die kostbarkeiten wie weintrauben, pasteten, kuchen. jeder platz musste ausgenutzt werden, war es doch völlig unklar, wie viel zeit einem noch bleibt. wie lange man noch hat, bis all der schwindel aufliegt, die ungehorsamkeit. der blick fiel auf die häuserwand in der ferne. längst war die sonne verschwunden, das kichern der kinder verstummt. die letzten happen wurden verstaut. doch da: wer hatte verdammt nochmal die füllung der kirschsahneschnittchen gegessen…?

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