heavy lightness

“I am a fortune’s fool!” Wie wahr! Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die guten da oben auf der Bühne eine Menge Spass hatten. Bei den Proben. Bei der Auswahl der Klamotten. Beim Zusammenzimmern der Kulisse. Bei den ersten Vorstellungen. Vielleicht auch noch da. Bei einer der Letzten jedenfalls muss sie verflogen sein, die Spielfreude. Man konnte fast den Eindruck haben, dass es denen zu viel war. Zuviel Text. Zuviel Aufführungen. Schnell wieder weg. Schnell den Text aufgesagt.

Was habe ich das Knistern vermisst: “Has my heart loved till now? Forswear it, sight. For I never saw true beauty till this night!” Die Emotionen. Die, die die Rolle erfordert hätte. Aber auch die, die man in den Augen leidenschaftlicher Schauspieler aufblitzen sehen kann. Dieses Funkeln. welches einen mitreisst. Mitfiebern, Lachen, Weinen. Welches einen auf die Bühne reisst. Nix. Da war absolut nichts. Durch mit dem Text.

Man nahm es ihnen nicht ab. Nix von dem, was dort dargestellt war, war real. Natürlich nicht. Aber es hatte auch absolut keinen Hauch von “Könnte es eventuell doch”? Man nahm ihnen nichts ab, was sie von sich gaben. Warum sie das taten. Schnell im Text. Dann hin zum Publikum theatralisch: “I defy you stars!”. Und weiter im Text. Warum das? Völlig unmotiviert preschte man voran. Spulte ab, was der Dramaturg einem aufgetragen hatte. Machte doch alles keinen Sinn.

60er Jahre war das Setting. Mad Men Style. Klar. Klang im Programmheft durchaus beeindruckend. Der beginnende Generationenkonflikt illustriert von einer der ältesten Liebesgeschichten. Aber ach die Umsetzung. Kostüme und Holztäfelung können halt nicht allein das Konzept tragen. Am Ende fragte man sich: Warum um Himmels willen? Wie half das jetzt der Tragik, der Spannung, dem Knistern und dem Besonderen? Dem Magischen, welches jede Theaterstück auf die Zuschauer projizieren sollten. Sie in den Bann der Geschichte reissen. Sie anstacheln. Verzaubern. Sie träumen lässt.

Balkonszene. Futsch. Erst dachte ich, ich hätte sie verpasst. Ruckzuck. Rauf, Text, runter, im Kreis. Fertig. Mann!

Mit wenigen Ausnahmen hatte keiner da oben eine gute Figur gemacht. Einstudiert. Flach. Unmotiviert. Emotionslos. War das wohl Teil des Mad Men Konzepts? Das erste Theaterstück, bei dem ich den dringenden Bedarf verspürt habe, mich in der Pause zu verdrücken. Es konnte einfach nix mehr kommen. Geschichte bekannt. Umsetzung gleichbleibend banal. Das erste mal, dass ich ungern Applaus gespendet habe. Applaus, die Belohnung jedes Schauspielers auf der Bühne. Dort an dem Abend hatten den nur wenige verdient.

(http://www.shadyshakes.org/season/RomeoAndJuliet.php)

 

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