spielerischer wahnsinn

Der Atem dampft vor dem Gesicht. Der Bahnsteig schwankt unter den Füßen. Die Luft ist kalt. Man spürt den Schmerz auf den heißen Ohren. Der Kopf ist voll von wirren Gefühlen. Die Gedanken versuchen sich gegenseitig in ihrer Absurdheit zu überbieten. Man steht da, nimmt das Schwanken des Bahnsteigs mit Verwunderung und gleichzeitigem Entzücken wahr. Man spielt mit dem Atem. Stellt sich vor, es ginge weiter. Nimmt an, dass nichts um einen real ist. Man schlüpft, wie man da so auf dem noch immer schwankenden Bahnsteig steht, ganz allein und für sich in die wildesten Rollen. Man schneidet dem imaginären Spiegelbild gegenüber die fiesesten Grimassen. Leute, die vorbeikommen und ungläubige Blicke absondern, lächelt man freundlich und irre an. Es ist eine Droge. Es ist Wahnsinn. Es ist der pure Spaß: Vor netten Menschen stehen, in Rollen schlüpfen, jemand anderes sein. Gefühle an sich heranlassen, Gefühle zeigen, Gefühle spielen. Geschichten schaffen, Träume auferstehen lassen. Die Menschen zum Lachen bringen und selbst dabei Spaß haben. Das alles natürlich auf der Bühne. Oder wie gerade bei der Probe. Aber manchmal auch ganz leise auf einem schwankenden Bahnsteig an einem kalten Herbstabend.

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