albträume

Das Schloss stand groß und drohend in dem Tal, welches wir gerade durchquert hatten. Jeder brabbelte sein eigenes Zeug, hatte seine eigene Vorstellung von den Taten, die seit Jahren geruht hatten, jetzt aber nun endlich zum Leben erweckt werden sollten. Kein Laut war von dort drüben zu hören, von dem Platz, von dem sie noch bis eben lautstark über den Sinn der Welt referiert hatten. Still war es auch in ihren Gesichtern geworden, als sie sich dem Unheil immer weiter näherten. Ganz weit oben zog ein Falke seine Kreise und beobachtete mit Argwohn das Geschehen, bereit, jede Sekunde die große Glocke zu läuten, um den Vorhang fallen zu lassen. Das kleine Zimmer oben unterm Dach war schäbig und entsprach so genau den Typen, die hier ihre schlechte Seite der Welt präsentieren konnten. Zusammengesunken in einer Ecke auf einer Matratze war das Ich, bedroht von der Hinterhältigkeit und Arroganz, die aus jedem Winkel mit spitzen Zungen die Seele erfassen wollten. Die Liebe, die sich in der Mitte wand, als wäre es ihre letzte Tat, als wäre dort am Fenster das letzte Licht, was sie erblicken sollte, schien sich mit dem Abschaum dieser Welt zu arrangieren. Wimmernd und mit geschlossenen Augen verharrte der letzte Rest Anstand, bevor auch er in sich zusammenbrach und die Bühne für ein jämmerliches Schauspiel frei gab. Die Köche der Vernunft, die unten im Keller mit all ihrer Kraft arbeiteten, waren einfach nicht schnell genug, den neuen Glanz, der doch auch dort oben erstrahlen sollte, überall hinzubringen. Aus den Augenwinkeln betrachtet schien auch der Falke völlig machtlos, die Glocke ertönte nicht, der Vorhang fiel nicht. Keiner konnte wirklich glauben, was sich dort abspielte. Selbst Mauern, Dächer, ganze Häuser schauten verächtlich auf das kleine Leben vor ihren Füßen. Ganz zusammengesunken lag sie da, die Hoffnung. Niemand hatte eine Lösung parat, wusste, wie man diese unheimliche Szene beenden könnte. Nur eine Stimme schrie durch all das Chaos: “Werde vernünftig, werde vernünftig! Du bist doch mein!” Die Glocke ertönte. Der Vorhang fiel.

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