gedankenausschnitt

“Setz dich doch erstmal hin” sagte Irene, als ich völlig verwirrt bei ihr im Hausflur stand. Woher sollte sie auch wissen, was ich gerade durchgemacht hatte, welche unglaubliche Verzweiflung in mir war. “So, und jeztz sagst Du mir mal, warum Du mir hier mitten in der Nacht die Bude einrennst”. Ach, Irene musste man einfach mögen. Jeder andere hätte mich verrückt erklärt und mich wieder nach hause geschickt. Aber sie, nein. Und das obwohl sie doch wusste, was für komisches Zeug ich manchmal erzähle. Wo sollte ich jetzt jedoch anfangen? Es war mitten in der Nacht, ich war schweißnass, Irene stand da in ihrem Pyjama und ich sah aus wie ein Idiot. “Nun ja, so schlimm ist das ja alles nicht”, stammelte ich los. “Ich, ich…” “Ganz ruhig”, besänftigte mich Irene da. Und sie strich mir so zärtlich, so mütterlich über die Wange, dass ich kurzzeitig gar nicht mehr an das Erlebte denken musste. Ich fühlte mich für einen kleinen Augenblick sicher und geborgen. Dabei lächelte sie mich wissend und verstehend an, als wollte sie mir sagen, dass das doch alles halb so schlimm ist. Dabei hatte ich noch nichtmal richtig angefangen zu erzählen. “Ich weiß auch nicht”, versuchte ich meine Gedanken neu zu ordnen. “Es war einfach furchtbar”, besann ich mich wieder. Sie lehnte sich zurück, nahm meine Hand und schaute mich wartend mit ihren grünen Augen an. Und es schien ganz so, als würde es sie wirklich interessieren, was mein krankes ego da erlebt haben soll, was denn da so äußerst schreckliches passieren soll. Ich ertappte mich dabei, wie ich leicht seufzte, war ich doch irgendwie ergriffen von diesem Anblick. Mitten in der Nacht saßen wir da. Sie, die sich sicherlich etwas anderes vorstellen konnte, als mir, dem durchgedrehten Typen zuzuhören, wie er die abenteuerlichsten Geschichten erzählt. Ein leichtes, zufriedenes Lächeln legte sich auf mein Gesicht, ich fasste ihre Hand und begann zu erzählen…

2 thoughts on “gedankenausschnitt

  1. na watt denn nu?
    perle, die sich etwas anderes vorstellen konnte, dem durchgedrehten Typen zuzuhören, wie er die abenteuerlichsten Geschichten nicht erzählt.

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