regeln regeln

Regeln. Der Deutschen liebstes Gut. So könnte man manchmal meinen. Bildet sich irgendwo eine Gemeinschaft, kommt irgendwann irgendwer mit Sicherheit und will mal alles, was man so tut und sagt in Regeln fassen. Nur zur Sicherheit. Hält sich ja sowieso jeder dran. Aber man wisse ja nie. Die Regeln werden dann meist draussen dran gehängt. Vor die reale oder virtuelle Einzäunung der Gemeinde. Damit jeder sofort bescheid weiss: Aha, das muss ich hier beachten. Oder auch: Halte dich dran oder verpiss dich.

Nun, im großen Internet tummeln sich die verschiedensten Gemeinschaften. Die Typen der Blogosphäre bilden da keine Ausnahme. Fleissig wird geblogged, geflickred und anderer Unfug getrieben. Regeln, so sollte man meinen, gab es bisher keine. Zumindest keine, die den gemeinen Deutschen zufriedenstellen. Offizielle quasi.

Johnny hat das erkannt. Sich Gedanken gemacht. Die Richtigen. Und kurzerhand einfach mal die Regeln aufgestellt. Nur als Diskussionsgrundlage. “Draussen” anhängen kann man sie ja später noch. Und natürlich kommen sie alle und diskutieren fleissig. Durchaus legitim wie ich meine. Und durchaus auch deutsch. Irgendwie.

Die Frage ist, was bewirken Regeln, die man irgendwo aufschreibt und irgendwo hinhängt in virtuellen Gemeinschaften? Welche Restriktionen oder Konsequenzen haben Menschen zu befürchten, die sich nicht an diese Regeln halten? Haben sie überhaupt etwas zu befürchten? Und, nicht minder wichtig, ist es notwendig, solche Regeln überhaupt aufzuschreiben?

Es gab und gibt die Netiquette im Usenet. Es gibt und gab ähnliches im Fido-Netz. Und jedem, der wissentlich, unbeabsichtigt oder vermeintlich diese Regeln bricht, dem werden sie von ordnungsbewussten Leuten um die Ohren gehauen.

Man könnte es jedoch wagen und die These aufstellen, dass diese Regeln doch sowieso gesetzt sind, auch wenn sie nirgendwo stehen. Sie beschreiben doch lediglich einen Status Quo, einen gemeinsamen Konsens, der sowieso gegeben ist. Jeder, so könnte man behaupten, der einen gesunden Menschenverstand – oder wie man heute formulieren kann – genug Medienkompetenz besitzt, hält sich doch sowieso an diese Regeln. Aufgeschrieben oder nicht.

Und man könnte weiter behaupten, dass jeder, der sich nicht an diese Regeln hält, früher oder später von der Masse, die den Konsens akzeptiert, ausgestossen wird. Aus der virtuellen Gemeinschaft verbannt.

Man könnte sogar die These wagen, dass Menschen, die selbst ungeschriebene Regeln brechen, auch dann nicht davon abgehalten werden, wenn man sie irgendwo aufschreibt und ihnen unter die Nase hält. Evt. wollen sie sie einfach brechen.

Dem kann man natürlich entgegenhalten, dass die zur Verfügung stehenden Medien komplexer werden (Was ist schon Fido im Vergleich zu Flickr, Google & Co), dass die potentiellen Blogger & Flickrer, wie von Johnny beschrieben, unbedarfter werden, unerfahrener, weniger “Medienkompetenz” besitzen und es daher wahrscheinlich nicht schlecht fänden, Regeln zu haben. Aufgeschriebene. Welche, die gleich draussen dran hängen, damit man weiss, worauf man sich einlässt. Ein Tutorial quasi. Ein Overview. Hervorragend. Ein internationales Wort – und schon gar nicht mehr so deutsch.

Eventuell braucht es das wirklich. Ein Schild draussen vor der Tür, damit man weiss, was man beachten muss, bevor man mitspielt. Damit man weiss, was man lernen muss, bevor es sinnvoll ist, teilzunehmen.

Die These, dass auch das die Menschen nicht abhält, Regeln zu brechen, die sie brechen wollen, bleibt. Der Ansatz ist trotzdem begrüßenswert. Man ist ja schliesslich auch Deutscher.

In diesem Sinne: Let’s rock the regeln.

Nachtrag:
Auch IBM hat Regeln aufgestellt. [via m-pax]

3 thoughts on “regeln regeln

  1. Bei den meisten Programmen hängen die Regel auch “draussen” dran, in Form der EULA, und da ließt die aber gemeinhin niemand.

    Wäre da also noch die These zu begutachten, dass manche Leute gegen Regel verstoßen, einfach weil sie die aufgeschriebenen Regel schlicht weg nicht gelesen haben.

  2. wenn es denn solche regeln sind, ja. Regeln, wie in dem posting von johnny ordne ich aber unter “selbstverständlich” ein. gesunder menschenverstand und so. aber ist ja gut, dass wir es mal aufgeschrieben haben 😉

  3. Bei §2 “Ich nenne Quellen und respektiere Urheber” könnte es aber auch über das “selbstverständlich” hinaus gehen. Bestimmt liest sich nicht jeder, der urheberrechtlich Geschützte Inhalte verwendet, vorher alle Regeln des Urheberrechts durch. Da kann das Aufschrieben, dass es hier etwas zu beachten gibt, vielleicht mehr helfen, als “ungeschriebene Regeln”.

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