moraltraum

Er war damals schon so ausfallend geworden, hatte wild um sich gebrüllt, mit dem Finger auf andere gezeigt und war bereit, alles zu vernichten, was er nicht verstand oder verstehen wollte. Doch dieses Mal ging er eindeutig zu weit. Er stand da mit ausgebreiteten Armen, mit seiner ganzen massigen Figur. Mitten im Eingang zu der kleinen Wohnung, die sich die beiden vor kurzem erst gemietet hatten. Ein Zufluchtsort für beide sollte es sein. Er schrie sie an, rollte mit seinem Gewicht auf sie zu, schien sie in jedem Augenblick zu erdrücken. Eine kleine Stimme begann plötzlich gegen diesen Irrsinn anzukämpfen, versuchte, den Berg Ungerechtigkeit aufzuhalten. Und da war er wieder, der Finger. Drohend zeigte er in Richtung des Stimmchens. Ich zerstöre dich, wollte er sagen. Er kam nicht dazu. Hell, klar und laut vernahm man jetzt aus der Ecke die Vernunft. Sie überwältigte Finger und Berg. Zwang beide in die Knie. Er musste einsehen, dass seine Methoden überholt waren. Er musste zugestehen, dass seine Massen keine Argumente mehr waren. Er musste hinnehmen, dass er einfach nur hier bleiben würde. Mit der Vernunft.

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