morgennotizen

Da standen sie in der Schlange, die sich mit unglaublichem Getöse durch die Kleinstadt windete, und konnten nicht fassen, dass sie noch eben ganz normale Leute waren, auf der Suche nach Schokolade. Jetzt jedoch hatten sie diese seltsame schwarze Uniform an, dieses Abzeichen an der Brust. Der Weg ging durch Hinterhöfe, durch riesige Theater, durch schäbige Hotels. Die Anleitung zum dem kleinen Gerät da in der Tasche war längst vergilbt, und keiner konnte helfen oder erklären, was man damit anstellen sollte. Es trommelte ganz gewaltig, als sie in diesem langen, nicht enden wollenden Hausflur standen und sich fragten, wie sie denn das jemals finden sollten. Die Menschen waren dicht gedrängt, wollten sie doch alle die ersten sein. Jeder wollte etwas abhaben. Keiner beachtete die beiden, als sie sich langsam auf der Rolltreppe dem Ufer näherten. Viele bekannte Gesichter waren unter denen, die voraus gingen. Irgendwie hatten sie sich überhaupt nicht verändert, sahen so aus wie früher, als man noch ganz klein war. Verschmitzt schauten alle in die Runde, lachten sich an und begannen die gleichen Streiche von vorn. Niemand wagte es, sich ihnen in den Weg zu stellen. Dieses Rascheln, welches man vernahm, schwoll an, wurde zum Gebrummel einer ganzen Nation. Man konnte es nicht aufhalten, und das hatten sie auch gar nicht vor. Wie gelähmt starrten alle auf den Hausflur, aus dem die Gruppe der Auserwählten heraustreten sollte. Geblendet waren sie, unwissend und doch so zielsicher. Der Wind spielte mit dem großen Mantel des Schweigens, der für einen kurzen Moment den Blick auf das freigab, was er verdecken sollte. Alle stellten sich in einer Reihe auf. Gespannt schaute man auf den da vorne, der die ganze Zeit still mit seinen Gedanken in der Ecke saß. Dann ganz hinten … PIEP, PIEP, PIEP… der Wecker… Traum… Gedanken… Aufstehen… Mist.

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