unendlich schön

wörlitzer parkPresslufthämmer schreien, Baggermotoren grollen. Diverse Flexgeräte veranstalten einen Wettstreit. Mähmaschinen und Rasentrimmer zerhäckseln die übrig gebliebenen Einheiten von “Ruhe”. Der Park. Wahrlich etwas Einzigartiges, etwas Nachdenkliches. Und das nicht nur wegen des geschäftigen Treibens der diversen Maurer, Restaurateure, Baggerfahrer und Gärtner. Aber auch sie tragen wohl dazu bei, dass daraus noch mehr werden kann. Der alte, viel zitierte Glanz quasi. Man kann hinter Absperrungen und Bauschutt erahnen, was da wieder entstehen soll. Was da wieder auferstehen soll. Man beginnt zu verstehen, warum dieser Park zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Man begreift, erfährt, taucht ein. Verschwindet gedanklich in einer anderen Zeit. Als die Bäume noch kleiner, die Besucher noch weniger waren. Als die Gebäude sich noch so zeigten, wie sie jetzt wieder entstehen sollen. Der Versuch zu erfühlen, wie es wohl war, hier entlang zu laufen, zu sitzen, zu entspannen, zu denken – zu lieben. Vielleicht gar nicht mal so anders. Leiser vielleicht, weniger Hektik, weniger Parkplan, weniger Familien mit Kindern. Andere Klamotten – natürlich. Aber sonst?

“Hier ist’s jetzt unendlich schön. Mich hats gestern Abend, wie wir durch die Seen, Kanäle und Wäldchen schlichen, sehr gerührt, wie die Götter dem Fürsten erlaubt haben, einen Traum um sich herum zu schaffen. Es ist, wenn man so durchzieht, wie ein Märchen, das einem vorgetragen wird, und hat ganz den Charakter der elysischen Felder; in der sachtesten Mannigfaltigkeit fließt eins in das andre; keine Höhe zieht das Aug’ und das Verlangen auf einen einzigen Punkt; man streicht herum ohne zu fragen, wo man ausgegangen ist und hinkommt. Das Buschwerk ist in seiner schönsten Jugend, und das ganze hat die reinste Lieblichkeit.”

Goethe, 29 Jahre, an Charlotte v. Stein

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